Segmüller: Wieso die Koalition die Ansiedlung unterstützt

Rede des Stadtverordneten Christian Reitz in der Stadtverordnetenversammlung am 1.6.2021 zur 5. Änderung des Bebauungsplans "Im Schleid" in Bad Vilbel, Gemarkung Bad Vilbel, nach dem Baugesetzbuch (BauGB)



Sehr geehrte Damen und Herren des Magistrats, der Bürgerschaft und der Stadtverordneten,

bereits im Jahr 2012 hat die damalige Stadtverordnetenversammlung einen Bebauungsplan beschlossen, der die Ansiedlung von Segmüller im Quellenpark ermöglichen sollte. Damit ein Möbelhaus errichtet werden kann, ist jedoch neben der Aufstellung des B-Plans auch eine Änderung des regionalen Flächennutzungsplans (FNP) notwendig. Das Plangebiet muss dort explizit als „Sondergebiet Möbelmarkt“ ausgewiesen sein.

Christian Reitz, Stadtverordneter

Christian Reitz, Stadtverordneter

Der FNP wurde jedoch schon im Jahr 2010 aufgestellt und sieht für den entsprechenden Bereich ein allgemeines Gewerbegebiet vor. Änderungen des FNP kann die Stadt Bad Vilbel nicht alleine beschließen. Dafür ist ein Mehrheitsbeschluss der Regionalversammlung nötig. So kam es leider dazu, dass benachbarte Städte aus dem Regionalverband aus reinem Eigeninteresse, um Kaufkraft in ihren Stadtgebieten zu halten, eine Änderung des FNP und damit die Ansiedlung von Segmüller in Bad Vilbel verhinderten. Und das, obwohl eine Studie des Büros Dr. Acocella bereits im Jahr 2006 einen Bedarf von ca. 70.000 m² Verkaufsfläche für Möbel in unserer Region ergab.

Im Vollsortimentssegment gab es bis heute keine einzige Neuansiedlung im Gebiet des Regionalverbands. Obwohl die Einwohnerzahl allein zwischen 2012 und 2017 um rund 138.00 Personen angestiegen ist. Um die Einwände der Regionalversammlung gegen die Ansiedlung von Segmüller in Bad Vilbel zu entkräften und den neuen B-Plan-Entwurf mit fundierten Fakten in jederlei Hinsicht zu untermauern, wurden eine ganze Reihe an Fachgutachten erstellt. Deren Ergebnisse, die natürlich auch in den Entwurf des B-Plans eingeflossen sind, möchte ich Ihnen gerne kurz wiedergeben.

Keine negativen Auswirkungen auf unsere Innenstadt

Einer der am heißesten Diskutierten Punkte ist die Größe des zentrenrelevanten Sortiments. Dieses wurde mit dem B-Plan-Entwurf auf 800 m² beschränkt. Zum Vergleich: Das deutlich kleinere Möbelhaus Porta verfügt über rund 3.000 m² dieses Sortiments. Der Einfluss einer Ansiedlung von Segmüller am Standort Bad Vilbel auf den Einzelhandel im Rhein-Main-Gebiet wurde in einer 131 Seiten starken Auswirkungsanalyse untersucht. Ergebnis: Der Umsatz für die besonders geschützten Innenstädte wird im gesamten Einzugsgebiet eine Umverteilung von nicht einmal 6 % erfahren. Dadurch sind definitiv keine negativen Auswirkungen zu erwarten.

Verkehr wird problemlos aufgenommen

Ein weiterer Dauerbrenner in Bad Vilbel ist das Thema Verkehr. Hierzu wurden gleich 2 Gutachten angefertigt. Neben der normalen Verkehrsuntersuchung zusätzlich noch eine computergestützte Mikrosimulation, um den Einfluss verschiedener Varianten auf den Verkehrsfluss detailliert zu analysieren. Ergebnis: Der Verkehr wird problemlos aufgenommen werden können. Dies liegt vor allem an der guten Ausbauqualität der L3008 und der B3 in diesem Bereich. Weitere Planungen im Stadtgebiet, wie bspw. das Kombibad, wurden bei den Untersuchungen natürlich berücksichtigt. Ebenso wie die Festsetzung von genügend Abstellplätzen für PKW und Fahrräder. Beide mit einem ausreichenden Anteil an elektrischen Ladestationen, der bei zukünftig steigendem Bedarf weiter ausgebaut wird.

Keine Lärmbelastung

Weiterhin wurden zwei schalltechnische Untersuchungen durchgeführt, um die Lärmbelastungen zu untersuchen. Ergebnis: Die angrenzende Wohnbebauung wird durch das Möbelhaus nicht beeinträchtigt. Das Möbelhaus selbst jedoch durch den Verkehrslärm der angrenzenden Bundes- und Landesstraßen. Dies wurde im B-Plan selbstverständlich in Form von baulichen Maßnahmen berücksichtigt.

Positive Klimabilanz

Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch die Auswirkung auf die Natur. Im B-Plan wird die Begrünung aller freien Dachflächen und sogar die Begrünung aller Fassadenflächen ab 50 m² Freifläche festgesetzt. Es wird die Errichtung eines rund 2.000 m³ fassenden Regenrückhaltebeckens mit naturnaher Ausgestaltung vorgeschrieben, das in die öffentliche Grünfläche integriert wird. Das gespeicherte Regenwasser wird für die Bewässerung der Grünanlagen verwendet und spart somit wertvolles Trinkwasser.

Um sparsam mit Grund und Boden umzugehen, werden große Teile der benötigten PKW-Stellplätze unterirdisch errichtet. Hierdurch entstehen Mehrkosten von mind. 6 Mio. € im Vergleich zu ebenerdigen Parkplätzen. Außerdem wird das normalerweise an einem separaten Standort errichtete Auslieferungslager mit in das Möbelhaus integriert. Dies spart ca. 30-35.000 m² Fläche an anderer Stelle, erzeugt jedoch u.a. auf Grund der mehrgeschossigen Bauweise deutlich höhere Bau- und Betriebskosten. Diese erhöhten Kosten werden von Segmüller im Sinne der Ressourcenschonung bewusst in Kauf genommen und sind auch ein klares Bekenntnis zum Standort Bad Vilbel.

Weiterhin wird aus Rücksicht auf das Landschaftsbild auf die in der Branche übliche Aufstellung eines weithin sichtbaren Werbepylons verzichtet. Nicht überbaute Grundstücksflächen und Stellplatzanlagen werden intensiv begrünt. Die Festsetzungen reichen von Gräsern über Sträucher und großkronige Bäume bis hin zu Rankpflanzen an Müllbehältern. Sogar die Neuanlage einer Streuobswiese ist festgesetzt. All diese Maßnahmen führen dazu, dass die Eingriff- und Ausgleichsbilanzierung für das Gebiet sogar einen Biotopwertüberschuss von 696.000 Punkten ergibt.

Ich denke es wird deutlich, wie grün das gesamte Vorhaben gedacht ist. Bewertungen der Fachplaner zum Landschaftsbild und lokalklimatischen Gesichtspunkten bestätigen dies ebenfalls. Segmüller hat in den vergangenen Jahren im gesamten nördlichen Rhein Main Gebiet intensiv nach potentiellen Standorten gesucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass Bad Vilbel als einziger Standort überhaupt in Frage kommt.




Wir alle brauchen Möbel zum Wohnen. Mit der Ansiedlung von Segmüller wird der offene Bedarf an Möbelverkaufsflächen im-Rhein Main-Gebiet gedeckt. Zusätzlich werden über 600 Arbeits- und 60 Ausbildungsplätze in Bad Vilbel geschaffen und die Wirtschaftskraft unserer Stadt weiter gestärkt.

Als wären das noch nicht genug Argumente, wir außerdem noch die aktuell bereits rechtskräftige Planung in zahlreichen Punkten verbessert. Deshalb stimmt die Koalition aus SPD und CDU ganz klar für die Änderung des Bebauungsplans.

Deliah Werkmeister