Jugendhaus Heilsberg: Räumliche und inhaltliche Konzeption steht

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Rede der Stadtverordneten Deliah Eckhardt in der Stadtverordnetenversammlung am 1.6.2021 zum Antrag von Bündnis 90/Die Grünen, betr. Ressourcen zur Beteiligung der Jugendlichen und Experten an der Konzeptentwicklung für das Jugendhaus Heilsberg zur Verfügung stellen

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren,

gleich in der zweiten Sitzung dieser neuen Wahlperiode steht ein Thema zur Diskussion, das mir persönlich wirklich sehr am Herzen liegt und mit dem ich mich auch beruflich jeden Tag beschäftige: das ist Jugendbeteiligung und die Offene Kinder- und Jugendarbeit.

Für uns alle und vor allem für die Bad Vilbeler Jugendlichen war es eine tolle Nachricht, dass die Bauarbeiten fürs Jugendzentrum Heilsberg endlich begonnen haben. Es hat lange gedauert, da sind wir uns, glaube ich, einig. Doch was lange währt wird bekanntlich endlich gut. 

Umso trauriger finden wir es, dass wir heute einen Antrag von Bündnis 90/Die Grünen vorliegen haben, der a) inhaltlich weder Hand noch Fuß hat und b) mit Respektlosigkeiten nur so gespickt ist. Dazu aber gleich mehr. 

Deliah Eckhardt, Stadtverordnete

Deliah Eckhardt, Stadtverordnete

Sie haben schon in den sozialen Medien mit aller Kraft versucht, die gute Nachricht des Baustarts irgendwie ins Negative zu verdrehen. „Ein Spatenstich allein genügt nicht!“ - titeln Sie auf Facebook. Natürlich nicht! Hat auch nie jemand behauptet. Was für eine abstruse Überschrift. Als ob nach dem Foto alle den Spaten fallen lassen und das Areal für immer Baustelle bleibt. 

Dann beschweren Sie sich, dass auf dem Foto des Spatenstichs keine Kinder und Jugendlichen zu sehen sind. Das zeige, dass die Stadt ein Problem mit jungen Menschen habe. Dass aufgrund von Corona auf einen großen Festakt verzichtet wurde, ist Ihnen egal. Wie immer ist Symbolpolitik wichtiger als Sachpolitik.

Deshalb nun auch zu den Fakten:

Sie fordern in Ihrem Antrag: Es soll ein Konzept erarbeiten werden für die künftige Jugendarbeit auf dem Heilsberg. Ihr Antrag sagt also, dass es nicht bereits ein fundiertes Konzept für die pädagogische Arbeit im Jugendhaus gibt. Wie uns im Sozialausschuss eindrücklich mündlich und schriftlich dargelegt wurde, ist das nicht nur inhaltlich schlichtweg falsch. Das ist vor allem ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen im Kinder- und Jugendbüro, die bereits seit langer Zeit genau daran arbeiten. Und die übrigens, im Gegensatz zu Ihnen, in ständigem Kontakt und Austausch mit den Jugendlichen stehen.

Und ich frage mich auch: Was meinen Sie denn, wie die architektonische Gestaltung des Jugendhauses zustande gekommen ist? Warum die Raumaufteilung so und nicht anders gewählt wurde? Selbstverständlich weil sich darüber jemand vorher Gedanken gemacht hat.

Sie fordern weiter: Es sollen Fachexperten für Jugendarbeit in die Konzeptionsarbeit einbezogen werden. 

Was sind denn dann die Kolleginnen und Kollegen in unserem städtischen Jugendbüro? Sind das keine Fachexperten? Diese Formulierung ist – mit Verlaub – eine Unverschämtheit. Und ja, Sie haben im Ausschuss dann erklärt, das sei ja alles gar nicht so gemeint und das gehe auch gar nicht gegen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber eine andere Interpretation lässt Ihre Formulierung leider nicht zu.

Sie schreiben: Die bisherigen Konzepte der Jugendarbeit müssen an die aktuellen Anforderungen der Jugendlichen angepasst werden. Damit sagen Sie, dass die Jugendarbeit in Bad Vilbel nicht den aktuellen Anforderungen entspricht. Eine spannende Erkenntnis, die Sie nicht mit einem einzigen Beispiel belegen.

Und dann fordern Sie: Die Jugendlichen müssen mit in die Gestaltung einbezogen werden. Dieser Zug ist abgefahren, die räumliche Konzeption steht doch schon längst. Und natürlich ist sie auch gemeinsam mit den Jugendlichen entwickelt worden. Nur ein Beispiel: Sie wissen sicher, dass dort eine Kletterwand entstehen wird. Den Wunsch nach einer solchen Wand haben die Jugendlichen im Vorfeld der Planung selbst eingebracht. Er wird jetzt umgesetzt. Das können auch die Ehrenamtlichen bestätigen, die sich seit vielen Jahren für das Jugendhaus einsetzen. Aus unseren Reihen möchte ich da besonders die beiden Heilsberger Ortsbeiratsmitglieder Jens Völker und Hartmut Schrade hervorheben. 

Dann wollen Sie ein “Bar Camp”, an dem Jugendliche sich beteiligen können. Da haben Sie scheinbar einen Blick in unseren Koalitionsvertrag geworfen, das finde ich ja erstmal gut. Dort peilen wir nämlich genau ein solches freies Diskussionsformat an. Zuerst aber steht etwas Anderes im Vordergrund: nämlich regelmäßige Jugendbefragungen, durchgeführt von Expertinnen und Experten. Das ist in unseren Augen der Grundpfeiler aufrichtig gemeinter Jugendbeteiligung und deshalb auch fest verankert in unserer Agenda. In Ihrer übrigens nicht.

Die Ergebnisse werden selbstverständlich in die Jugendarbeit vor Ort einfließen, sonst bräuchten wir so eine Befragung auch nicht zu machen. Das muss der allererste Schritt sein, um die vorhandenen Bedarfe stadtteilübergreifend zu analysieren. Denn es bringt doch überhaupt nichts, wenn jeder Stadtteil sein eigenes Süppchen kocht.

Abschließend will ich noch sagen: Sie haben im Sozialausschuss so getan, als hätten die Pädagoginnen und Pädagogen die Corona-Pandemie irgendwie verschlafen und als würde man sich keine Mühe geben, den Kindern und Jugendlichen jetzt schon so gut es geht zu helfen in dieser schwierigen Situation. Das ist natürlich nicht so! Gerade in den Einrichtungen wurde auch während des Lockdowns ganz intensiv daran gearbeitet, in Kontakt zu bleiben und hat dafür kreative und partizipative Angebote entwickelt. Vielleicht informieren Sie sich darüber einmal bei unserem Kinder- und Jugendbüro.

Das pädagogische Konzept wird im Laufe der kommenden Monate selbstverständlich auch noch einmal aktualisiert. Aber jeder, der in offenen Einrichtungen mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, weiß: Das Konzept wird ohnehin laufend angepasst. Da kommen neue Trends auf, die werden umgesetzt; Das ist doch ein ständiger Prozess. Und erste Ansprechpartner dafür sind die Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort. Die haben das gelernt und viel Erfahrung und vor allem Empathie.

Ich würde es anständig finden, wenn Sie Ihren Antrag zurückziehen würden. Sie kennen inzwischen die Fakten. Ansonsten müssen wir ihn auch hier ablehnen; Er ist redundant.

Deliah Werkmeister