Masern-Impfpflicht: Kinder vor Krankheit und Tod schützen

CDU Bad Vilbel diskutiert mit Gesundheitsexperte über Gründe und Folgen

BAD VILBEL. Mit seiner Forderung nach einer Masernimpfpflicht sorgt Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) derzeit bundesweit für Diskussionen: Auf der einen Seite stehen die Impfgegner, die sich gegen eine Pflicht wehren, auf der anderen Seite die Befürworter. Deshalb hat die CDU Bad Vilbel Dr. Ralf-Norbert Bartelt zur Diskussion eingeladen, der nicht nur gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und stellvertretender Fraktionsvorsitzender, sondern vor allem Hautarzt und Allergologe ist.

Wie Dr. Bartelt berichtete, beschäftigt das Thema „Impfen“ den Hessischen Landtag immer wieder: „2009 und 2010 beschäftigten wir uns mit der Influenza A/H1N1, auch als ,Schweinegrippe’ bekannt“, erinnert er. Zudem setzte sich die CDU-Fraktion für Impfungen für junge Mädchen gegen das humane Papillomvirus ein: Es ist Auslöser des Gebärmutterhalskrebses. 

„Allgemeine Impfmüdigkeit“

Dennoch besteht auch heute noch ein dringender Handlungsbedarf, den Impfschutz gegen das Masernvirus zu verbessern. „Der Impfschutz von 95 Prozent ist weder in Westeuropa, Deutschland oder Hessen gegeben“, mahnte Dr. Bartelt. Er sprach von einer allgemeinen Impfmüdigkeit: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO stiegen die Masernfälle schon 2017 um 30 Prozent weltweit, im Jahre 2018 um 10 Prozent. „Auch in Deutschland treten gehäuft Fälle von Masern auf – auch mit Todesausgang.“

Wie der Experte betont, sind Masern keineswegs eine banale Erkrankung: Bei zehn Prozent der Erkrankten treten Komplikationen auf. Wegen der Schwächung des Immunsystems sind die häufigsten Komplikationen sekundäre bakterielle Erkrankungen, wie Mittelohrentzündung und Lungenentzündung. „Der gefährlichste Verlauf ist die Zerstörung des gesamten Hirngewebes, die meist zum Tod führt. Betroffen sind meist Säuglinge, die noch gar nicht geimpft sind“, so Dr. Bartelt.

Derzeit erarbeitet die Bundesregierung einen Gesetzentwurf, um Masernimpfungen in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder verpflichtend zu machen. „Die Ärzteschaft hat sich dazu zustimmend geäußert“, erklärte Dr. Bartelt. Eine aktuelle Umfrage für das ZDF-Politbarometer zeige zudem, dass sich 84 Prozent der Bundesbürger für eine Impfpflicht aussprechen.

Staat trägt Verantwortung

„Es ist unser Ziel, die Kinder zu schützen, die noch nicht geimpft sind oder die nicht geimpft werden können, weil sie beispielsweise einen schweren Immundefekt haben“, so der Arzt und Allergologe. „Mehr als 90 Prozent der Eltern schicken ihre Kinder in den Kindergarten. Da hat der Staat Verantwortung zu tragen. Deshalb teilt die CDU-Fraktion im Hessischen Landtag dem Grunde nach das Vorhaben, eine entsprechende Impfpflicht für Masern einzuführen.“

In der EU gibt es eine Impfpflicht bereits in Frankreich, Italien, Polen, Kroatien, Bulgarien, Tschechien, Lettland, der Slowakei, Ungarn und Slowenien. Die Einführung der Impfpflicht in Frankreich am 1. Januar 2018 führte innerhalb eines halben Jahres zu einer Erhöhung der Impfrate von 5 Prozent – eine beachtliche Zahl. In diesem Zusammenhang äußerte der stellvertretenden Vorsitzende der CDU Bad Vilbel, Erster Stadtrat Sebastian Wysocki: „Für die Kommunen ist es wichtig, dass es bei der Impfpflicht Rechtssicherheit gibt. Denn die meisten Kitas werden von Städten und Gemeinden betrieben und hier wird die Impfpflicht auch letztlich durchgesetzt werden müssen.“

In der anschließenden Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass sich im Internet vor allem Verschwörungstheorien und pseudowissenschaftliche Fakten rund um das Impfen verbreiten. Bei der Frage, wogegen man sich impfen lassen soll, empfahl Dr. Bartelt das individuelle Gespräch mit dem Hausarzt – denn die körperliche Verfassung und die Lebensumstände müssen bei dieser Entscheidung berücksichtigt werden. Einig waren sich die Anwesenden, dass bei der Durchsetzung der Impfpflicht vor allem das Fälschen von Impfbescheinigungen deutlich unter Strafe gestellt werden muss.