Mehr Schatten auf dem Niddaplatz

Redeentwurf des Stadtverordneten Dr. Hagen Witzel in der Stadtverordnetenversammlung am 27.9.2022 zum Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, betr. die Beschattung des Niddaplatzes

Sehr geehrter Stadtverordnetenvorsteher Junker,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Gäste,

die für die Nutzung des Niddaplatzes gestellten Anforderungen sehen eine Verwendung für Großveranstaltungen, wie beispielsweise das Quellenfest, vor. Die für eine solche Veranstaltung notwendige Logistik mit schwerem Anlieferverkehr, Aufstellen von Bühnen und Sitzmobiliar benötigt Platz. Das Pflanzen von Bäumen in der Peripherie des Platzes würde zu Einschränkungen der Nutzung des Platzes führen, denn auch während einer Veranstaltung auf dem Niddaplatz muss die Zugänglichkeit des Platzes für Feuerwehrfahrzeuge gewährleistet sein.

Vor allem wird dies aber während der auf dem Platz durchgeführten Wochenmärkte deutlich. Die Marktstände konzentrieren sich hierbei ausschließlich auf den inneren Bereich, wobei die gepflasterte Peripherie des Platzes sowie das Areal vor dem Platz angrenzend zur Straße, für etwaige Feuerwehreinsätze freigehalten werden muss. Eine Pflanzung von Bäumen in diesem Bereich wäre schlicht weg unmöglich ohne die Nutzung im Zentrum des Platzes stark einschränken zu müssen. Gerade der Bereich zwischen dem Platz und den Sitzgelegenheiten rund um den Brunnen vor der Eisdiele ist Aufstellfläche für die Feuerwehr. Auch befinden sich Teile des Lüftungssystem der Tiefgarage in diesem Areal.

Dr. Hagen Witzel

Im Gegensatz zum Dortelweiler Platz, dessen zentraler Bereich annähernd die gleiche Breite wie der Niddaplatz aufweist, ist der in der Peripherie zur Verfügung stehende Platz in Dortelweil um ein Vielfaches größer. Der Niddaplatz bietet daher mit seinen geringen Dimensionen nicht den notwendigen Platz für nachhaltige Baumpflanzungen.

Ein weiterer Punkt ist die Höhe der Überdeckung der Tiefgarage. Diese beträgt nämlich nur 30 cm. Selbst bei Rückbau des Pflasters oder der großen Betonplatten wäre eine nachhaltige Baumpflanzung bei einer solchen Höhe einfach nicht möglich. Es könnte weder ausreichend Substrat eingebracht noch die notwendige Drainage verlegt werden, um Staunässe zu verhindern. Der Wurzelraum der Bäume wäre hochgradig eingeschränkt und die Standfestigkeit der Bäume nicht gegeben.

Wenn wir nun alle in meiner Rede angeführten Punkte ignorieren und trotzdem Bäume an besagter Stelle pflanzen oder in Kübeln auf dem Platz aufstellen würden, würde dies überhaupt zu einer deutlichen Beschattung und Abkühlung des Platzes führen?

Die Bäume müssten permanent gewässert werden. Dies ist teuer, ob man dies technisch löst oder durch Personal, spielt hierbei keine Rolle. Trotzdem würde es aufgrund der geringen Substratmenge und die durch den Platz abgegebene Wärme zu dauerhaftem Trockenstress bei den Bäumen kommen. Bäume reagieren bei Trockenstress mit einer Reduktion der Photosynthese und verdunsten dadurch deutlich weniger Wasser. Der kühlende Effekt von Bäumen beruht aber neben dem Schattenwurf genau auf dieser Verdunstung von Wasser. Eine deutliche Abkühlung ist also nicht zu erwarten. Thema Schattenwurf: Bäume die unter solchen Bedingungen gepflanzt werden, wachsen deutlich langsamer, weisen lichtere Kronen mit weniger Blättern auf, sind deutlich kleiner und zeigen eine stark reduzierte Lebenserwartung. Demnach sorgt ein solcher kleiner und lichter Baum auch nicht für eine nennenswerte Beschattung.

Selbst nachhaltig gepflanzte Bäume, mit ausreichend Substrat und Wurzelraum hätten an diesem Standort ihre Probleme.

Bäume auf dem Niddaplatz würden also nicht zu einer nennenswerten Beschattung und Abkühlung führen. Daher lehnt die Koalition den Antrag der Grünen ab und bringt einen Änderungsantrag ein, indem in Absprache mit der humanistischen Stiftung geprüft werden soll, inwieweit Beschattungslösungen wie Beispielsweise Sonnensegel, Schirme und/oder Rankpflanzen vandalismussicher installiert werden können.

Deliah Werkmeister